Game of Thrones, How I Met Your Mother, Die Simpsons, Breaking Bad – für viele sind Serials ein fester Bestandteil unseres Lebens und wir haben es nicht einmal gemerkt. Vor allem liegt es daran, dass wir den Begriff “Serie” gefestigt haben und uns auf das Fernsehen oder das Streamen begrenzen.
Nehmen wir einen Schritt Abstand und schauen uns das grosse Ganze an, dann können wir über Serials sprechen und auch ausmachen, wo wir ihnen schon begegnet sind.
Was sind Serials?
Serials erzählen eine Geschichte, die in einzelne Episoden oder Folgen aufgeteilt ist. Diese Episoden werden in regelmässigen Abständen, wie Wochen oder Monaten, veröffentlicht, damit das Publikum immer wieder vor Neugierde platzen kann. Den letzten Teil habe ich als persönliche Note hinzugefügt, da ich dieses Gefühl einfach liebe – eine Ausnahme bildet hier klar Game of Thrones…
Wie zu erwarten, ergeben diese Episoden oder Folgen dann eine Staffel, die eine übergreifende Geschichte abschliesst. Die Idee dabei ist, dass man genug Zeit für die Ausarbeitung und Darstellung der Charaktere, deren Motivationen und deren Entwicklung hat. In jedem Abschnitt sollte sich etwas in der Welt verändert haben. Das ist natürlich nur ein Ansatz, denn die einzelnen Folgen können auch schlicht und ergreifend das Entdecken der Welt als Ziel haben.
Egal, ob Fernsehshow, Buch oder Podcast, jedes Medium kann als Serial eingesetzt werden. An Popularität kommt momentan nichts an das Fernsehen und/oder Streamen heran, aber das kann auch einfach eine gesellschaftliche Entwicklung sein – bedeutet also, dass kein Medium besser ist als das andere.
In diesem Beitrag, und allgemein in diesem Blog, widme ich mich den geschriebenen Serials. Seien es nun Bücher, Kurzgeschichten oder Flash Fiction. Die Veränderungen in der Technologie scheinen das geschriebene Wort noch immer verdrängen zu wollen, aber die Geschichte zeigt, dass das Lesen uns doch Freude bereitet.
Der Unterschied zwischen Serien und Serials
Der grosse Unterschied zwischen Serials und Serien ist, dass Serials eine feste Reihenfolge haben und Serien nicht – sagt zumindest die Theorie.
Wer sich vielleicht schon ein paar Mal verlesen hat, muss nicht länger warten, dass ich den Elefanten im Raum behandle: Serien und Serials klingen doch gleich?!
Obwohl die Begriffe sehr ähnlich klingen, kann man sie grob unterscheiden.
Eine Serie erzählt eine Geschichte in in sich abgeschlossenen Episoden. Sie haben Zusammenhänge und Verbindungen, vielleicht auch gleiche Charaktere, aber man kann ohne Probleme zuerst Episode 1, dann 12, dann 2 und dann 5 schauen/lesen/hören und man versteht trotzdem das grosse Ganze.
Serials erzählen eine Geschichte, bei der die Reihenfolge der Folgen sehr wichtig ist und nicht geändert werden darf. Man stelle sich vor, man würde zuerst den letzten Harry Potter Roman lesen und dann den vierten und dann den ersten – es wäre ein Chaos.
Bei den Serials ist die übergeordnete Geschichte wichtiger und auch präsenter als bei den Serien.
Ich merke schon, dass einige Köpfe am Rauchen sind und ein Gedanke kommt vermutlich auf: “Gibt es überhaupt Serien?”
Die Antwort ist einfach: Jein.
Diese Unterscheidung in Serien und Serials ist keine klare Unterteilung nach schwarz und weiss. Die absolute Mehrheit der produzierten Inhalte ist in irgendeiner Graustufe. Nehmen wir eine Sendung wie Breaking Bad, dann sind wir eher auf der Seite der Serials, da jede Folge zur übergeordneten Geschichte beiträgt und doch gibt es Folgen, die nicht viel verändern. Eher auf der Seite der Serien finden wir Klassiker wie Die Simpsons. Wobei auch hier übergeordnete Elemente auftreten, die eine eindeutige Zuteilung verhindern.
Aber wieso reden wir dann immer von “Serien” und nie von “Serials”?
Wie am Anfang schon aufgegriffen, ist der Begriff “Serie” mit unserer Sprache verwachsen. Noch heute wird der Begriff “Serials”, vor allem im deutschsprachigen Raum, kaum verwendet. Ist das ein Problem? Nicht wirklich, denn der Unterschied ist marginal und stiftet ganz sicher keine Verwirrung im normalen Sprachgebrauch.
In welchen Genres sind Serials beliebt?
Ich habe schon einige Beispiele von Serials genannt. Und nur um zu zeigen, was ich gleich erkläre, hier eine kleine Auflistung der bereits erwähnten Genres:
- Fantasy
- Komödie
- Action
- Drama
- Science Fiction
Ich denke, der Punkt ist klar: Serials haben kein zugehöriges Genre.
Serials sind “nur” eine Art der erzählenden Geschichte und dementsprechend sind sie nur eine Möglichkeit, eine Geschichte zu erzählen. Um was diese Geschichte geht und welchem Genre sie angehören soll, das ist absolut egal.
Die Geschichte der Serials
Serials sind ganz sicher keine moderne Erscheinung. Wenn wir uns auf die geschriebene Variante konzentrieren, dann gehen wir nicht allzu weit zurück.
Im frühen 18. Jahrhundert bis ins 19. Jahrhundert waren Serials eine sehr beliebte Form des Schreibens. Grund dafür war die Beliebtheit der Zeitungen und Magazine. Dieses Aufblühen der Verlage lag im neu erschwinglichen Buchdruck.
Für Verlage war eine grosse Nachfrage da – aber die Konkurrenz wusste das auch. Eine Abwechslung oder später auch ein Verkaufsargument, wie eine fesselnde Geschichte in Form von serialisierter Fiktion, die jede Woche oder jeden Monat weitererzählt wurde, kam gerade recht.
Berühmte Beispiele von Serials
Berühmte Beispiele zeigen, dass bekannte Klassiker nicht zwingend als Romane erschienen sind. Oder zumindest kam es häufig vor, dass die Ersterscheinung in einem Magazin oder in einer Zeitschrift stattfand und das komplette Werk dann später als Roman veröffentlicht wurde.
The Pickwick Papers – Charles Dickens
The Pickwick Papers, in deutscher Übersetzung Die Pickwickier, ist ein Roman von Charles Dickens, der von März 1836 bis Oktober 1837 in 20 Episoden veröffentlicht wurde. Die Pickwickier dreht sich um den Gelehrten Samuel Pickwick, der in jeder Episode ein Abenteuer erlebt, um neue Erkenntnisse zu sammeln. Charles Dickens gilt mit diesem Roman als Vorreiter und auch Begründer der Serials.
Der Graf von Monte Christo – Alexandre Dumas
Der Graf von Monte Christo ist ein Abenteuerroman von Alexandre Dumas. Der Roman des Autors von den drei Musketieren wurde im Journal des Débats in 18 Episoden von August 1844 bis Januar 1846 veröffentlicht. Die Geschichte folgt Edmond Dantès auf seinem Rachefeldzug gegen seinen neidischen Rivalen Fernand Mondego.
20.000 Meilen unter dem Meer – Jules Verne
20.000 Meilen unter dem Meer ist ein klassischer Roman von Jules Verne. Er wurde von März 1869 bis Juni 1870 als Serial veröffentlicht. Wie in Verne’s anderen Werken werden die Leserinnen und Leser auf ein episches Abenteuer mitgenommen. Als mehrere Schiffe von Seeungeheuern berichten, macht sich ein Forschungsteam auf, der Sache Wort wörtlich auf den Grund zu gehen.
Der Hund von Baskerville – Sir Arthur Conan Doyle
Mittlerweile gibt es Sherlock Holmes in allen Formen und Farben. Sir Arthur Conan Doyle hat mit seinem Meisterdetektiv die Sicht auf Detektivarbeit und die Kunst der Deduktion langfristig verändert. Der Hund von Baskerville ist ein Beispiel der Abenteuer von Sherlock Holmes und wurde von August 1901 bis April 1902 im Strand Magazine publiziert.
Unterschied zwischen Kurzgeschichten, Romanen und serialisierter Fiktion
Erzählende Texte wie Romane, Kurzgeschichten, Novellen und auch Serials haben alle ihre individuellen Charaktereigenschaften. Das bedeutet nicht, dass man sie eindeutig identifizieren kann, aber man kann sich vorab ein Bild machen, auf was man sich mit der Lektüre einlässt. Hier wollen wir uns kurz die Unterschiede von Kurzgeschichten, Romanen und Serials anschauen.
Definition Kurzgeschichte
Der Begriff «Kurzgeschichte» kommt vom englischen Begriff «short story». Kein Wunder also, dass die Kurzgeschichte durch ihre Kürze heraussticht. Natürlich gibt es betreffend Kürze keine klare Vorgaben und es haben sich mit der Zeit Unterkategorien gebildet, die sich auf eine gewisse Wortanzahl-Spanne konzentrieren.
Der ursprüngliche Gedanke war, dass man eine Kurzgeschichte in einer Sitzung lesen kann. Auch auf der Seite der Autorinnen und Autoren wird geraten, dass der erste Entwurf einer Kurzgeschichte in einem Rutsch erstellt werden soll. Wenn das doch nur gelingen würde…
In einer klassischen Kurzgeschichte gibt es nur wenige Charaktere und auch nur wenige Orte. Ganz unverkennbar ist die Entwicklung der Charaktere in der Geschichte, denn diese gibt es nicht. Eine Kurzgeschichte erzählt eine Ist-Geschichte und gibt viel Raum für Spekulation, wie es weitergehen könnte.
Beispiele von grossen Kurzgeschichten will ich natürlich nicht vorenthalten:
- Edgar Allen Poe, The Tell-Tale Heart. Ein Mörder, der vom schlagenden Herz seines Opfers zum Geständnis getrieben wird.
- Wolfgang Borchert, Das Brot. Eine Scheibe Brot, die Wirklichkeit der Nachkriegszeit.
In beiden Beispielen liest man mehr zwischen den Zeilen als sonst irgendwo und deshalb sind sie auch so faszinierend und laden auch zum mehrfachen Lesen ein.
Definition Roman
Eine Definition für einen Roman zu finden, ist sehr schwierig. Nicht verwunderlich, dass es mittlerweile einige Unterkategorien gibt, um irgendeine Art von Zuteilung zu ermöglichen.
Was den Roman ausmacht, sind seine Charaktere. Über mehrere hundert Seiten werden die Charaktere vorgestellt, verletzt, gepflegt und in ihre endgültige Form gebracht. Bei vielen Romanen wachsen die Figuren den Leserinnen und Lesern an die Herzen und sind auch der Grund, weshalb ein Buch erneut gelesen wird.
Natürlich funktionieren Charaktere nur, wenn sie auch etwas erleben und das wäre dann die Handlung oder der Plot. Die Handlung eines Romans wird von vielen Einflüssen beeinflusst. Zum Beispiel ist die Welt entscheidend, oder auch die Themen, die angesprochen werden sollen.
Für uns als Leserinnen und Leser sind Romane eine schöne Sache, denn sie sind abgeschlossen – ausser natürlich sie gehören zu einer Serie oder Serials. Für diese abgeschlossene Geschichte lassen wir uns gerne Zeit.
Der Unterschied
Und was ist jetzt der Unterschied zwischen Serials, Kurzgeschichten und Romanen? Nun, Kurzgeschichten und Romane sind nicht dasselbe, aber Serials können beides sein. Die Serials sind eine Art der erzählenden Geschichte, die nur von einer übergeordneten Handlung abhängt, aber ob diese Handlung mittels Kurzgeschichten oder Romanen erzählt wird, spielt schlussendlich keine Rolle.
Bei der Kurzgeschichte muss ich natürlich erwähnen, dass sich eine klassische Kurzgeschichte nicht als Teil einer Reihe eignet. Hier wollen wir aber nicht so streng sein und uns eingestehen, dass Kurzgeschichten-ähnliche Aufbauten als Teile einer übergeordneten Geschichte fungieren können.
Kritik an Serials
Auch Serials sind nicht frei von Kritik. Ein weit verbreitetes Hauptargument ist, dass Serials zu viel Füllerinhalte haben und die Leserschaft nicht beansprucht wird.
Füllerinhalte, englisch “filler content”, sind Inhalte, die keinen Mehrwert bieten, ausser, dass ein Blog eine gewisse Anzahl Wörter oder eine Folge eine gewisse Laufzeit erreicht. Normalerweise ist diese Länger oder diese Laufzeit bei irgendeiner Marktanalyse herausgestochen und deshalb wird dieses Ziel verbissen verfolgt. Bei Serien gibt es ab und an sogenannte Füllerfolgen, die vom Publikum schlicht erduldet werden, weil sie eine Serie mögen. Das ist die Macht von guten Serien. Würde die Füllerfolge alleine stehen, dann würde sie keine Beachtung finden.
Für Serials gilt dieselbe Kritik und als Autorin oder Autor muss man das gesamte Können einsetzen, um nicht in dieser Falle zu landen. Natürlich ist nicht jede Folge qualitativ gleichwertig, aber ein gewisser Standard muss immer erreicht werden.
Gerade mit dem Aufstieg von Sitcoms wurde die Kritik laut, dass diese Inhalte das Publikum nicht fordern und deshalb boykottiert gehören. Ich bin der Meinung, dass es im Leben von uns allen Platz für absolut qualitativ unterdurchschnittliche Inhalte gibt, wenn sie uns zufriedenstellen. Ich sage nur, dass man sie in Masse geniessen soll. Der Vorteil ist auch hier, dass Autorinnen und Autoren diesen Kritikpunkt selbst in der Hand haben. Aber es gilt auch zu sagen, dass die Kreativität jeder Person nicht durch solche Kritik beeinflusst werden sollte.
Zukunft der Serials
In den Streamingdiensten haben die Serien den Filmen schon lange den Rang abgelaufen. Wir sehen also, dass die Leute allgemein bereit sind, häppchenweise Geschichten zu erleben.
Interessanter wird allerdings die Kombination aus verschiedenen Medien, denn mit dem Fortschritt in der Technik und natürlich der künstlichen Intelligenz wird es immer einfacher, Ton und Bild für Text zu erzeugen.
Auch wenn die Möglichkeiten da sind, so halten sich Bücher sehr hartnäckig und dementsprechend sehe ich keinen Grund zur Beunruhigung in nächster Zeit. Auch die Angst vor KI-generierten Texten weise ich gelassen zurück, denn momentan arbeiten Computer immer noch mit genauen Befehlen von uns Menschen. Eine eigene Idee hatten sie noch nicht. Sind wir an diesem Punkt angelangt, dann wird das Schreiben von Serials nicht unser einziges Problem werden.
Fazit
Der Begriff der “Serials” ist bei uns noch nicht wirklich verbreitet und vielleicht wird er es auch nie sein, aber wir wissen, was dahintersteckt. Wir wissen, dass wir schon viel mehr Kontakt hatten als gedacht und wir wissen, dass sie eine weitere Möglichkeit darstellen, unsere Kreativität auszuleben.