Klischees sind weit verbreitet und du setzt sie vermutlich automatisch unterbewusst ein. Obwohl sie dir eine gute Basis liefern können, schränken sie doch deine Kreativität im gleichen Masse ein.
Unzählige Male sind Reisende hier aufgetaucht und haben mir dieselben Geschichten erzählt: Der unscheinige Bauernjunge soll die Welt retten und das böse Monster bedroht die Freiheit, einfach nur weil es böse ist.
Ich würde gerne wieder neue Geschichten hören – nicht einfach dieselben Klischees mit anderen Verkleidungen.
Ganz klar ist das keine leichte Aufgabe, denn du wie auch ich sind mit Klischees aufgewachsen und sollen uns eine Geschichte ausdenken, dann greifen wir sofort auf das uns Bekannte zurück. Also vielleicht funktionieren Klischees einfach… So einfach ist es natürlich nicht.
Im folgenden will ich dir gerne erklären, wieso diese Klischees eigentlich so verlockend sind, was das Problem an ihnen ist und vor allem wie du sie vermeiden kannst.
7 typische Klischees in Büchern und Geschichten
Damit du auch weisst, wovon ich überhaupt spreche, gebe ich dir hier eine kurze Auflistung von 7 typischen Klischees in Büchern und Geschichten. Diese Auflistung sollte dir bekannt vorkommen, denn in allen Geschichten werden diese Klischees mehr oder weniger aufgenommen.
- Der auserwählte Held
Bei diesem Klischee geht es um die auserwählte Person, die die Welt oder das Universum retten soll. Normalerweise ist diese Figur ungewöhnlich talentiert oder besitzt für diese Welt übernatürliche Kräfte. - Das Liebesdreieck (Love Triangle)
Das Liebesdreieck ist ein romantisches Werkzeug, bei dem die Hauptfigur zwischen zwei Liebesinteressen hin- und hergerissen ist. Die erzeugte Spannung wird meist auch auf die Leserschaft projiziert, wo sich Lager für die eine oder andere Seite bilden. - Der Mentor
Ein erfahrener Charakter, der der Hauptfigur unter die Arme greift und Ratschläge und Unterstützung bietet. Häufig sind diese Mentoren etwas älter und haben ähnliches wie ihr Schützling durchlebt. - Das unerwartete Wiedersehen
Das unerwartete Wiedersehen beschreibt das überraschende Aufeinandertreffen zweier oder mehrerer Charaktere, nachdem das Aufeinandertreffen als unmöglich dargestellt wurde. Es ist ein Werkzeug, um dramatische und emotionale Momente zu schaffen. - Der tragische Held
Ein eher seltenes Klischee, da es schwierig umzusetzen ist. Der tragische Held hat viele Charakterschwächen und trifft dementsprechend viele Fehlentscheidungen. Dieser Charakter erreicht zwar sein Ziel, aber meist ist ein hoher Preis dafür notwendig. - Das Happy End
Beim Happy End wird das Ziel erreicht und alle, oder die meisten, Hauptcharaktere führen dann ein glückliches und zufriedenes Leben. Happy Ends sind vorhersehbar, aber sie schaffen ein Gefühl von Zufriedenheit und Abschluss. - Der böse Antagonist
Der böse Antagonist ist böse, weil er einfach böse ist. Auch ein Klischee, das richtig umgesetzt sehr spannend sein kann.
Warum Klischees verlockend sind
Wir alle suchen immer nach Vertrautem und Bekanntem. Klischees bieten uns genau die Orientierungshilfe, damit wir uns zurechtfinden. Darüber hinaus vermitteln sie uns ein Gefühl der Geborgenheit und Zusammengehörigkeit.
Egal, was du oder ich auch machen, Klischees sind ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft und sie sprechen uns mehrmals pro Tag an – ob wir es nun merken oder nicht. In Büchern und Filmen, aber auch in Werbungen und Zeitungsartikeln tauchen sie auf.
All diese Fachexperten schreiben, filmen und nutzen Klischees nicht, weil ihnen die Kreativität fehlt, mal etwas Neues auszuprobieren, sie nutzen sie, weil Klischees funktionieren.
Jetzt fragst du dich bestimmt, wieso ich dir etwas übers Vermeiden von Klischees erzählen will, wenn ich gleich am Anfang klarstelle, dass Klischees funktionieren. Nun, sie funktionieren wirklich und dennoch bringen sie Probleme mit sich. Das Ganze könntest du auch Schrödingers Klischee nennen: Solange du kein Klischee nutzt, wirst du auch nicht wissen, ob es Fluch oder Segen mit sich bringt.
Zurück zum Grund, wieso Klischees funktionieren.
Bekanntes und Vertrautes
Wie schon angesprochen, suchen wir nach Bekanntem und Vertrautem. Unsere Gehirne sind darauf programmiert, Muster zu erkennen und zu speichern. Da können die künstlichen Intelligenzen (noch) nicht mithalten. Diese Muster setzen wir dann ein, um Herausforderungen zu meistern.
Klischees lohnen sich also in deinem Buch, deinen Serials, einfach in deinen Geschichten, da du von Anfang an dein Publikum abholen kannst.
Ein wichtiger Punkt hier: Wir wenden unsere gespeicherten Muster auch bei neuen Herausforderungen an.
Nach 100-Mal weiss ich genau, wie ich meinen Eintopf zubereiten muss. Kommt jemand dann mit Sonderwünschen wie neuen Zutaten daher, dann nehme ich mein altbekanntes Rezept zur Hand und nutze es als Basis.
Ein Klischee ist ein Orientierungspunkt, der uns bei der Entscheidungsfindung unterstützt. Vor allem in unbekannten Situationen versuchen wir schon fast zwanghaft in unseren Erinnerungen etwas zu finden, das uns hilft, das Ganze zu meistern.
In deiner Geschichte kannst du also davon ausgehen, dass dein Publikum niemals verloren geht, wenn du mit einem altbekannten Muster arbeitest. Natürlich sollst du nicht die nächste 0815 Geschichte entwerfen. Bleib den Rahmenbedingungen treu und gib etwas von dir mit herein.
Das Gefühl der Zusammengehörigkeit
Wir gehören gerne dazu. Das bedeutet, dass wir uns gerne mit anderen Personen identifizieren und darüber austauschen. Gemeinsame Interessen sind hier essentiell.
Mit den schon angesprochenen Punkten siehst du vermutlich schon selbst, dass ein Klischee kein Gefühl der Zusammengehörigkeit auslöst. Das Gefühl wird durch die universelle Verständlichkeit ausgelöst.
Wir kennen Klischees und wir verstehen sie. Deshalb können wir uns ohne Probleme mit anderen Personen austauschen, die das Klischee auch kennen.
Nutzt du in deiner Geschichte ein Klischee als Basis, dann ebnest du Diskussionen von einem breiten Publikum den Weg.
Mittlerweile sind dir sicher auch schon Probleme bei meinen Aussagen aufgefallen, die gibt es nämlich haufenweise.
Klischees müssen korrekt und vorsichtig eingesetzt werden, denn Klischees und Stereotypen sind sehr eng miteinander verwandt. Und genau diese Stereotypisierung ist das grosse Problem der Klischees und das will ich dir im nächsten Abschnitt etwas genauer erklären.
Das Problem mit Klischees und Stereotypen in Büchern
Klischees können bei falscher Umsetzung oberflächlich sein und sogar Vorurteile oder Stereotypen verstärken. In Büchern bringen sie meist eine Vorhersehbarkeit mit sich.
Ich beginne mal mit dem Offensichtlichen: Klischees bringen Stereotypen mit sich. Stereotypen bringen Langeweile mit sich. Und Langeweile will niemand seinem Publikum antun.
Wenn du ein Buch, eine Serie oder einfach deine Geschichte mit Klischees und stereotypischen Charakteren aufbaust, dann läufst du Gefahr, dass du pseudo-komplexe Probleme und Herausforderungen erschaffst, die auf einfache und altbekannte Art und Weise gelöst werden.
Teilen wir diese Aussage in zwei Abschnitte auf: Vorhersehbarkeit und verpasste Tiefe.
Vorhersehbarkeit
Pseudo-komplexe Herausforderungen entstehen, wenn du dich zu sehr auf bekannte Handlungsabläufe verlässt. Du denkst zwar, dass du gerade eine hochkomplexe Situation mit grosser Spannungsspitze erschaffen hast, aber eigentlich haben sich nur 2 oder 3 Klischees zusammengetan. Das Resultat ist, dass die Leserschaft die Situation erkennt und nicht wie erhofft vor Spannung keine ruhige Minute mehr hat, sondern gleich erahnt, was passieren wird.
Vorhersehbarkeit ist nicht per se etwas Schlechtes. “Herr der Ringe” ist absolut vorhersehbar und dennoch ist es ein Klassiker. Das Problem mit der Vorhersehbarkeit entsteht, wenn Ziele und Erwartungen nicht übereinstimmen. J.R.R. Tolkien hat nicht auf überraschende Wendungen abgezielt, er wollte die Geschichte seiner Welt erzählen. Sei dir im Vorfeld bewusst, was du für Ziele verfolgst und was dein Publikum dementsprechend von dir erwarten wird, damit kannst du die Vorhersehbarkeits-Problematik umgehen.
Verpasste Tiefe
Wie du pseudo-komplexe Herausforderungen umgehst, habe ich dir erklärt, jetzt geht es noch um verpasste Tiefe. Damit meine ich, dass deinem Buch extrem viel Potential und Differenzierung entgeht, wenn du dich zu nahe an Klischees bewegst.
Schreibst du eine Geschichte über einen Helden, der die Tyrannei in seiner Welt stürzt, dann wirst du es schwierig haben, dich aus der Menge abzuheben. Du musst deiner Geschichte etwas geben, dass die anderen nicht haben. Du darfst dich gerne an den Klischees und Stereotypen orientieren, aber versuch deine eigene Variante zu erstellen. Ein gutes Beispiel für Klischee mit Twist ist die Buchreihe “Kinder des Nebels” von Brandon Sanderson. Dass der Sturz der Tyrannei die Welt erst so richtig ins Verderben treibt, finde ich bis heute eine tolle Wendung. Ich behaupte nicht, dass er der Erste war oder es ihm am besten gelungen ist, schlussendlich gibt es meiner Meinung nach keine ganz originellen Ideen mehr.
Und wo ist jetzt die Tiefe? Nun, wenn du deine Geschichte anders machst, dann eröffnen sich dir auch andere Perspektiven. Der Tyrann, der eigentlich nicht tyrannisch sein will und deshalb Gewissensbisse hat, ist uns allen bekannt. Aber was ist mit dem Tyrannen, der gar nicht merkt, dass er ein Tyrann ist? Im Sinne von “Das grosse Spiel” von Orson Scott Card (Verfilmung “Ender’s Game”).
Finde einen Twist, ein Identifikationsmerkmal deiner Geschichte und erforsche diese Perspektive. Dadurch kannst du eine Tiefe kreieren, die für deine Leserschaft enorm spannend sein wird.
Klischees unter uns
Ein ganz anderer Aspekt beim Problem von Klischees und Stereotypen hat nichts mit Büchern, Geschichte oder Serien zu tun, sondern mit unserem Umgang miteinander.
Mit Klischees und Stereotypen lassen sich Gruppen von Leuten beschreiben und das führt dazu, dass wir sie anhand dieser auch wahrnehmen. Unbewusst können sich so Vorurteile in uns bilden und wir verpassen die Chance, andere Perspektiven kennenzulernen.
Das heisst nicht, dass du Klischees und Stereotypen verbannen sollst. Sie sind spannende Aspekte und können emotionale Geschichten tragen. Nimm dir Gimli aus “Der Herr der Ringe” als Beispiel: Anfangs ist er Elben gegenüber negativ aufgestellt aufgrund seiner Vorurteile, doch am Ende bezeichnet er einen Elben sogar als Freund. Ein einfaches Beispiel für die Macht in solchen Geschichten.
Setzt du Klischees und Stereotypen gezielt und bewusst ein, dann bist du auf dem richtigen Weg. Achte dich einfach darauf, dass nichts unbewusst hineinfliesst.
6-Schritte Klischee-Test für deine Geschichte
Setzt du zu stark auf Klischees, dann sperrst du deine Kreativität in einen Käfig und wirst mit deiner 0815 Geschichte und Stimme in der Masse untergehen. Setze Klischees mit Bedacht ein und lass den Käfig weg, damit dein Schreiben wirklich zur Geltung kommt.
Ein Klischee ist eine Basis und eine gute Basis ist ein wichtiger Punkt für jedes Buch und jede Geschichte. Du tust also gut daran, deine Planung aufmerksam und zielgerichtet aufzusetzen.
Den ersten Knackpunkt hast du sicher schon entdeckt: Wie viel Klischee ist noch in Ordnung?
Hierzu kann ich dir eine klare Antwort liefern: Es gibt keine klare Antwort.
Du solltest aber ganz sicher versuchen, deine Details und deine Visionen klar in den Vordergrund zu stellen. Klingt deine Geschichte wie Harry Potter, dann wirst du schon Probleme bekommen. Bring dich ein und suche ein Detail, einen Twist, eine Perspektive, die so im Klischee nicht da ist. Gibt deinem Publikum zwar etwas Bekanntes, aber reichere es mit etwas Neuem an.
Hier eine kleine Übung in einigen Schritten, die dir helfen kann zu erkennen, ob dein Buch zu sehr einem Klischee entspricht:
- Setz dich hin und visualisiere eine Geschichte in deinem Kopf.
- Schreib in drei bis vier Sätzen die Handlung dieser Geschichte auf.
- Ordne die Geschichte einem Klischee zu.
- Gib deiner Geschichte eine Punktzahl, wie sehr sie dem Klischee entspricht. Sei streng!
- Schau dir die Punktzahl an, lies dir deine drei bis vier Sätze durch und visualisiere deine Gesichte erneut.
- Ist die Geschichte zum Klischee geworden? Wenn ja, dann fang wieder oben an. Wenn nein, Glückwunsch!
Am besten gehst du die Schritte 1 und 2 für einige Geschichten durch. Bleib nicht zu verkrampft auf deiner einen besonderen Idee sitzen, sondern lass deine Gedanken ruhig etwas wild werden. Dann kannst du 3 und 4 für alle Geschichten abarbeiten. 5 und 6 bilden den spannenden Abschluss.
Wie man Klischees vermeidet
Willst du Klischees und Stereotypen vermeiden, dann musst du deine eigene Wahrnehmung hinterfragen und deine Geschichte und deine Charaktere in vollem Bewusstsein erschaffen.
Das Schreiben in vollem Bewusstsein hat vor allem mit Selbstreflektion zu tun. Finde heraus, wieso du dem einen Charakter eine kleptomanische Natur anheftest. Bist du in die Stereotypen-Falle getappt oder liegt es tatsächlich in der Natur deiner Figur?
Unangebrachte und ungewollte Aspekte von Klischees und Stereotypen lassen sich mit detaillierten Überlegungen und Beschreibungen aus deinem Buch verbannen.
Ich erzähle dir, wie du in verschiedenen Bereichen aktiv werden kannst.
Worldbuilding
Beim Weltenbau, engl. Worldbuilding, schaffst du die Basis für deine Geschichte. Du kannst ein ganzes Universum und eine Entstehungsgeschichte entwerfen, oder aber du kannst die reale Welt nehmen und nur kleine Aspekte anpassen.
Egal, wie viel real oder fiktional in deiner Welt vorkommt, du musst dich bewusst für jedes Detail entscheiden. Schauen wir uns fiktionale Welten etwas genauer an.
Sagst du, dass in deiner Welt Zwerge in Bergen leben und sie stur und eifrig sind, dann werde ich dich fragen, wieso Zwerge in Bergen leben und wieso sie stur und eifrig sind. Auf diese Frage solltest du besser eine gute Antwort haben, sonst habe ich leider schlechte Neuigkeiten für dich.
In diesem Szenario kann eine Entstehungsgeschichte gut tun. Du musst nicht den Urknall deiner Welt niederschreiben, aber du musst zu den wichtigsten Orten und Rassen genug wissen, um ihr Verhalten zu erklären.
Sagst du mir, dass deine Zwerge von einem Steingott erschaffen wurden und er ihnen beigebracht hat, dass harte Arbeit in den Bergen der einzig wahre Lebenszweck ist, dann bin ich für den Anfang zufrieden – auch wenn sich dann schon neue Fragen anbahnen.
Für Welten mit weniger fiktionalen Aspekten gilt übrigens dasselbe: Gib den Dingen so viel Geschichte, dass ein Alien mit minimalen Kenntnissen versteht, wieso deine Welt so funktioniert, wie sie es tut.
Achte dich einfach darauf, dass du den Dingen in deiner Welt genug Persönlichkeit und Geschichte mitgibst.
Charakterentwicklung
Aus dem Weltenbau entsteht das Rundherum für deine Geschichte. Und dann wird es auch schon Zeit, Charaktere zu entwickeln. Diese bringen wieder viel Potential für Stereotypen und Klischees und dementsprechend langweilige Handlungen.
Das Wichtigste bei der Erstellung von Charakteren ist es, sich von Eindimensionalität fernzuhalten.
Du selbst hast mehr als eine Dimension. Du bist vielschichtig und bei schweren Entscheidungen kommst du gerne ins Grübeln – genau dasselbe sollte für deine Figuren gelten.
Aber wieso bist du mehrdimensional? Wieso kommst du ins Grübeln? Die Antwort ist ziemlich einfach: Du bist einzigartig, genauso wie du bist. Du hast eine Vergangenheit und du hast Motivationen. Du hast in deinen Jahren schon einiges selbst erlebt und miterlebt, was dich geprägt hat. Und du hast Veränderungen durchgemacht, die dich zu dir gemacht haben.
Deine Charaktere werden niemals an dich herankommen, wenn es um Echtheit geht. Aber sie sollten nahe ran kommen, denn dann kannst du dir auch sicher sein, dass du etwas Spannendes und Interessantes geschafft hast.
Hier muss ich ganz klar anmerken, dass fiktionale Charaktere wie Schauspieler sind. Sie reagieren übertrieben und verfolgen das Ziel, dass das Publikum mit ihnen mitfühlt. Du solltest dich also nicht mit ihnen vergleichen oder ihre Art annehmen wollen.
Damit eine Figur nicht eindimensional wird, solltest du sie kennenlernen. Stelle deiner Figur ein paar Fragen und beantworte diese. Sobald du ein Grundgerüst hast, kannst du dich in die Figur hineinversetzen und diverse Szenarien durchspielen. Überleg dir, was deine Figur machen würde, wenn sie bei Nacht in einer dunklen Gasse ausgeraubt würde oder wenn sie plötzlich einen Blumentopf vor der Haustüre findet.
Je mehr Szenarien du mit deinen Figuren durch spielst, desto tiefer werden sie. Am besten nimmst du Szenarien, die deiner Figur auch wirklich passieren können, so hast du gleich ein paar Szenen für dein Buch parat.
Noch mehr zum Thema Charaktererstellung in Büchern habe ich bei einem anderen Gespräch aufgegriffen. Zum Glück schreibe ich alles mit, sonst könntest du es nicht nachlesen.
Plotentwicklung
Die Handlung deines Buches ist sehr anfällig für Klischees und dementsprechend rate ich dir, sehr genau hinzusehen, wenn du deine Handlung planst.
Eine Handlung ist nichts weiter als das Aufeinanderfolgen von kleineren Handlungen. Die Zusammenhänge zwischen diesen Handlungen machen die Spannung aus.
Bei Klischees und Stereotypen wirst du schnell in ein Muster von vorhersehbaren Handlungssträngen fallen. Du wirst vermutlich (und hoffentlich) selbst merken, dass etwas nicht stimmt, wenn das Buch sich von alleine schreibt.
Die einfachsten Mittel gegen Vorhersehbarkeit sind komplexe Konflikte und überraschende Wendungen.
Bei komplexen Konflikten spreche ich ganz klar nicht von pseudo-komplexen Herausforderungen, ich spreche von tatsächlich komplexen Szenarien, die das Publikum und die Figuren am Grübeln halten.
Am besten ist es, du ebest deinen komplexen Konflikten zunächst den Weg und schreibst dir dann mehrere Auswege und Möglichkeiten auf, wie deine Figuren das Ganze bewältigen. Schau dir dann deine Möglichkeiten an und entscheide dich für die, die dir und deiner Handlung am ehesten zusagt.
Du solltest dich nicht sofort entscheiden, sondern dir besser ein oder zwei Tage eine Auszeit gönnen, damit du mit frischem Kopf an die Sache gehen kannst.
Zum Thema überraschende Wendungen gibt es eine klare Regel: Mehr ist nicht immer besser.
Vorhersehbarkeit und Überraschung bilden ein fragiles Gleichgewicht. Zu viel vom einen tut deiner Geschichte nicht gut.
Zu viel Vorhersehbarkeit bringt Langeweile mit sich und zu viel Überraschung bringt Verwirrung und sogar Frustration mit sich.
Beim Planen der Handlung solltest du schon festlegen, wie das Gleichgewicht von Überraschung und Vorhersehbarkeit in deinem Buch aussehen soll. Ändert sich das Gleichgewicht im Laufe des Buches oder im Laufe einer Buchreihe, dann könntest du deine Leserschaft ziemlich verärgern.
In einem anderen Gespräch habe ich mehr über das Planen einer Handlung gesprochen. Lies dort weiter, wenn du mehr erfahren willst.
Schreibstil
Das letzte Mittel, das du gegen Klischees und Stereotypen in deinem Buch einsetzen kannst, ist dein Schreibstil.
Ein guter Schreibstil ist von entscheidender Bedeutung, um eine Geschichte erfolgreich zu machen. Was genau ein guter Schreibstil sein soll, weiss aber niemand. Zu jeder Regel gibt es Ausnahmen und Gegenbeispiele.
Wichtig ist, dass du deine eigene Stimme und deine eigene Persönlichkeit findest. So schaffst du eine engere Verbindung zu deinem Publikum und einen Wiedererkennungswert.
Auch mit deinem eigenen Schreibstil solltest du bei Metaphern und Analogien ganz vorsichtig sein. “Das Gelbe vom Ei” ergibt für dich vielleicht Sinn, aber wieso sollte es in deiner Geschichte einen Sinn ergeben? Hinterfrage deine rhetorischen Figuren immer und sei vorsichtig bei Sprachbildern. Ganz schrecklich finde ich persönlich fiktive Figuren einer fiktiven Rasse in einer fiktiven Welt, die “Okay” sagen.
Sei kreativ und originell, gib deiner Geschichte einen einzigartigen Charakter, damit kannst du Stereotypen und Klischees effektiv in Schach halten. (Würde “in Schach halten” in deiner Welt einen Sinn ergeben?)
Fazit: Warum es sich lohnt, über Klischees nachzudenken
Klischees sind weder gut noch schlecht. Sie bringen dir eine Basis und Vertrautheit, können dich aber auch ganz schnell zu stereotypischen Figuren und Langeweile verleiten.
Ich habe dir nun erzählt, wie es um Klischees steht. Was sind einige Beispiele, was ist das Problem und wie vermeidest du sie am besten? Kannst du mir jetzt erklären, wann du Klischees einsetzen solltest und wann nicht?
Wenn du dir nicht sicher bist, dann habe ich meine Aufgabe gut erledigt. Ich habe nämlich auch ein ganzes Gespräch geführt, in dem ich erklärt habe, wieso Klischees in Büchern funktionieren und wieso du sie nutzen solltest. Lust auf ein wenig mehr Grübeln? Dann liess dort weiter.
Wichtig ist, dass du dich nicht unbewusst lenken und damit Raum für Vorurteile lässt, damit schadest du deiner Geschichte in jedem Fall. Sei bei der Sache und hinterfrage deine Handlung, dann wird etwas Gutes dabei rauskommen.